Allgemeines

Sprachräume halten und ausbauen

Die meisten sorbischen Institutionen sind in Bautzen/Budyšin ansässig. Die Stadt gilt als Zentrum oder Hauptstadt der Sorben, was auch von vielen Deutschen in der Lausitz so gesehen wird. Diesem hohen Anspruch möchte der Regionalverband „Jan Arnošt Smoler“ in seiner inhaltlichen Arbeit gerecht werden. Dabei geht es vor allem um Erhalt und Förderung der sorbischen Sprache in Alltag und Beruf.

Der Domowina-Regionalverband ogranisiert Zusammenkünfte von Bürgern, die sich der sorbischen Sprache und Kultur zugehörig fühlen. Dem Regionalverband „Jan Arnošt Smoler“ Bautzen gehören 22 Ortsgruppen und ein Verein an.

Weiterhin organisiert und unterstützt der Domowina-Regionalverband zum Beispiel Gesprächsrunden in sorbischer Sprache sowie die Brauchtumspflege. Dafür haben die Kitas und Schulen vom Regionalverband Trachten als Leihgaben erhalten, die die Kinder jedes Jahr zur Vogelhochzeit oder zum Maibaumwerfen tragen. Gemeinsame Wurzeln und Geschichte aufzuzeigen, ist Anliegen von Projekten an sorbischen und deutschen Schulen.

Themenabende, Herbstkonzerte, Workshops und andere Veranstaltungen bieten Ortsgruppen und anderen Interessierten einen Austausch in sorbischer Sprache. Mit dem Erhalt und Ausbau vorhandener Sprachräume werden auch weniger couragierte Sorben zum Gebrauch ihrer Muttersprache in der Öffentlichkeit ermutigt.

Zudem hält der Regionalverband Kontakt zu anderen politischen Ebenen durch Mitwirkung ihrer Mitglieder im Arbeitskreis für sorbische Angelegenheiten im Landkreis Bautzen sowie im Rat für sorbische Angelegenheiten im Freistaat Sachsen.

Gegründet wurde der Regionalverband Bautzen am 24. Juli 1921. Zu DDR-Zeiten galt er als einer der mitgliederstärksten. Mit der Wende 1989/90 sank jedoch die Zahl deutlich. Vor allem, weil engagierte Mitglieder in neu oder wieder gegründete Fachvereine gingen. Mit der gesellschaftlichen Entwicklung in den vergangenen zwanzig Jahren haben sich die Gegebenheiten in den Dörfern sehr verändert. Die Arbeit des Domowina-Regionalverbands wird deshalb nicht mehr allein durch sorbische Themen bestimmt. Stattdessen geht es um die Förderung der kulturellen Arbeit überhaupt. So können auch Deutsche für die Mitarbeit begeistert werden – und für die Unterstützung sorbischer Belange.

Der Regionalverband Bautzen hat im Laufe der Jahre viele Kooperationen geschlossen. Die Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft in Wartha ist inzwischen ein guter Partner. Mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst als dessen Träger wurde 2010 ein Kooperationsvertrag unterzeichnet. Fachbegriffe und geografische Bezeichnungen in Druckerzeugnissen erscheinen seither möglichst zweisprachig.

Der Heimatverein „Radiška“ in Stróža/ Wartha organisiert reges sorbisches Leben der Region Wartha. Unter anderem ist er Träger des dortigen Schulmuseums „Korla Awgust Kocor“. Es zeigt eine sorbische Schule vor 200 Jahren mit geschichtlichem Hintergrund und die über Jahrzehnte zunehmende Sprachunterdrückung und Germanisierung.

Die Arbeit des Domowina-Regionalverbands Bautzen ist geprägt durch die Partnerschaft von Mehrheit und Minderheit. Bikulturalität und Mehrsprachigkeit werden als Alleinstellungsmerkmal der gesamten Region betrachtet. Das erfordert allerdings die Bereitschaft, sich bewusst dieser Thematik zu stellen. Die Rahmenbedingungen dafür liefert vorbildlich das Sächsische Sorbengesetz. Sie werden in der Praxis aber noch nicht vollständig umgesetzt, was besonders die Anwendung der sorbischen Sprache im Alltag betrifft.

Mitglieder des Kreisvorstandes des Regionalverbandes arbeiten als Bindeglied in verschiedenen sorbischen und deutschen Verbänden und Vereinen (wie z. B. Bjesada, ZSST z.t., Maćica Serbska, Philatelistenverein Bautzen e.V.)

Fremde fasziniert das Miteinander der beiden Kulturen in der Lausitz, viele Einheimische aber stehen dem gleichgültig gegenüber. Eine sorbische oder zweisprachige Beschilderung beispielsweise ist trotz klarer gesetzlicher Vorgaben nicht überall und nicht für jeden selbstverständlich. Die Sprache und Kultur der Sorben zu erhalten und zu pflegen, das wird in der modernen Gesellschaft zunehmend schwerer. Die Globalisierung ermöglicht jungen Sorben, ihre Berufs- und Lebensträume außerhalb der Lausitz zu leben. Wie ihre deutschen Altersgefährten hinterfragen sie dabei immer weniger die Geschichte ihrer Vorfahren und betrachten die fortschreitende Technisierung der Gesellschaft als ein Allheilmittel. Die sorbische Sprache wird so noch weiter aus dem Alltag verdrängt. Deshalb sollen gerade junge Sorben für die Arbeit des Domowina-Regionalverbands „Jan Arnošt Smoler“ interessiert werden.

Text: Constanze Knappe