Gemeinschaft fern der Heimat

Der im März 1991 gegründete Bund sorbischer Studierender (ZSS) wirkt vor allem außerhalb der Lausitz. Ihm gehören Studentinnen und Studenten in vielen Universitätsstädten im In- und Ausland an. Größere sorbische Studentengruppen gibt es in Dresden („Bjarnat Krawc“), in Leipzig („Sorabija Lipsk“) und in Berlin („Pawoł Nedo“). Die jährlich wiederkehrenden festen Termine konzentrieren sich deshalb auf diese Städte. In letzter Zeit kristallisieren sich darüber hinaus Jena und Erfurt als Brennpunkte sorbischen Studentenlebens heraus.

Seit 1994 arbeitet der wiedergegründete Verein „Societas Slavica Budissinensis“ am Sorbischen Gymnasium in Bautzen eng mit den sorbischen Studenten zusammen. 

Ziel des Bundes der sorbischen Studierenden ist es, die sorbische Studentenschaft trotz der relativen Vereinzelung innerhalb und außerhalb Deutschlands über die Jahre zu einen und den Kontakt zur Heimat zu ermöglichen. Hauptsächliche Kommunikationsform der Studenten untereinander sind – abgesehen von den regulären Treffen in verschiedenen Städten – verschiedene soziale Medien bzw. das Internet.

Jährlich Ende November findet die „Schadźowanka“ statt, eine Begegnung der sorbischen Intelligenz und der Studenten in der Lausitz, zu der die Jugendlichen ein kulturelles Rahmenprogramm gestalten und die Satirezeitung „Šeršeń“ (Hornisse) herausgeben. Die „Schadźowanka“ wurde 1875 erstmals durchgeführt. Die Niedersorben feiern seit 1984 ihre „Schadowanka“ eine Woche später und veröffentlichen dazu eine eigene Satirezeitung, den „Slěpik“ (Stechfliege).

Mit einem Semestereröffnungsfest heißt die ZSS-Untergruppe „Bjarnat Krawc“ in Dresden alljährlich die Studienanfänger willkommen. Zur Frühjahrswanderung, die den Höhepunkt der Aktivitäten in Dresden ausmacht, werden auch sorbische Studenten aus anderen Städten eingeladen. Außerdem beteiligen sich die Studierenden regelmäßig an der „Schadźowanka“.

Die ZSS-Untergruppe „Sorabija Lipsk“ in Leipzig hat etwa dreißig sorbische und deutsche Mitglieder, die sich gern in der Studentenkneipe „Centrifuga“ im Internat „Handrij Zejler“ treffen. Die Sorabija organisiert regelmäßig eine Begrüßungsfeier für Erstsemester, die „Kermuška“ (das sorbische Erntefest), wozu auch auswärtige Studenten eingeladen werden, sowie Weihnachts- und Faschingsfeiern. Die sorbischen Bräuche wie Vogelhochzeit, Hexenbrennen und Maibaumwerfen werden ebenfalls gepflegt. Zur „Schadźowanka“ tritt die Sorabija stets mit einem Kabarett auf, außerdem übernahm die Gruppe in der Vergangenheit die Verantwortung für die satirische Zeitschrift „Šeršeń“.

Die sorbischen Studenten der ZSS-Untergruppe „Pawoł Nedo“ in Berlin organisieren Diskussionsabende unter dem Motto „Serbske blido“ (Sorbischer Tisch). Darüber hinaus nehmen sie die Angebote der Gesellschaft zur Förderung eines Sorbischen Kultur- und Informationszentrums in Berlin (SKI) wahr und beteiligen sich gleichfalls aktiv an der „Schadźowanka“.

Weil viele Vereinsmitglieder weit voneinander entfernt leben und weil jedes Jahr Studenten ihr Studium beenden, ist es für den Bund sorbischer Studierender nicht ganz leicht, ein aktives Vereinsleben auf die Beine zu stellen. Umso größere Bedeutung kommt deshalb der Aufgabe zu, Gemeinschaftserlebnisse für junge Leute außerhalb der Lausitz zu organisieren und dabei Sprache und Kultur fern der Heimat zu pflegen.